Natürliche Autorität von Anfang an

Erfolgreicher Start in das Referendariat

Natürliche Autorität im ersten Jahr des Referendariats aufzubauen, fällt vielen „Refis“ schwer. Als junge, oft unsichere und unerfahrene Lehrkraft soll man plötzlich viele verschiedene Klassen unterrichten. Keine Klasse davon kennt man wirklich gut, da man nur wenige Stunden dort hält. Eine eigene Klasse hat man noch nicht. All diese Faktoren können den Aufbau einer natürlichen Autorität zu Beginn des Lehrerlebens erschweren.

Wir haben unsere Erfahrungen und Tipps hier zusammengefasst, um dir die Entwicklung einer natürlichen Autorität zu erleichtern und damit einen erfolgreichen Start ins Referendariat zu ermöglichen.

Inhalt:

  1. Moodboard
  2. Regeln festlegen
  3. Konsequenz
  4. Out-Sourcing
  5. Belohnungssystem
  6. Methode „kaputte Schallplatte“
  7. Entspannung
  8. Prävention von Unterrichtsstörungen
Natürliche Autorität von Anfang an

Den ersten Tipp kannst du bereits vor deinem Start ins Referendariat umsetzen. Es geht darum, ein Moodboard zu gestalten, auf dem du Vorbilder, Inspirationen, Mottos usw. für deine zukünftige Lehrerpersönlichkeit festhältst.

Wie möchtest du als Lehrkraft sein?

Suche nach Inspirationen und gestalte dein Moodboard mit Bilder/Sprüche/Eigenschaften, mit denen du dich am Besten identifizieren kannst. Dabei geht es nicht darum, Persönlichkeiten als gut oder schlecht zu werten, sondern es geht um das Reflektieren deiner Persönlichkeit, denn Autorität ist eng mit Authentizität verknüpft. Wenn du also gleich zu Beginn des Refs beim Betreten der Klasse weißt, wer du bist und wie du sein möchtest, kann dir das bereits zu mehr Autorität verhelfen.

Du kannst auch auf deinem Moodboard ein Motto festhalten. Dieses Motto soll dich und dein übergeordnetes Ziel als Lehrkraft widerspiegeln. Du kannst dafür im Internet recherchieren oder dir selbst ein Motto ausdenken. Ein Motto könnte zum Beispiel sein: „Begegne jedem Schüler und jeder Schülerin immer mit Respekt und Wertschätzung.“

Natürlich solltest du dir auch notieren, wie du sein möchtest, wenn du in deiner Klasse stehst. Vielleicht hast du während Praktika bereits „Vorbilder“ gesammelt, von denen du dir einige Merkmale und Eigenschaften „abschauen“ kannst.

Denke daran: Es geht hier nicht um möglichst positiv klingende Ziele oder Mottos, sondern um das Reflektieren deiner Persönlichkeit und um das Herausarbeiten von Eigenschaften, die du bereits hast oder noch entwickeln möchtest.

Vergiss während deines Referendariats nicht, ab und zu auf dein Moodboard zu sehen und es neu zu gestalten oder dich selbst an dein Motto oder deine Ziele zu erinnern.

Auf deinem Moodboard kannst du auch Regeln festlegen, die du in deinem Unterricht unbedingt verfolgen möchtest. Dabei geht es nur um grobe „Richtlinien“, beispielsweise, dass du nicht angelogen werden möchtest.

Dieser Tipp soll dich dazu animieren, dir vorher Regeln zu überlegen, die du den Kindern bereits am Anfang klar kommunizieren und somit auch von Anfang an konsequent unterbinden oder fördern kannst.

Eine klare Haltung und festgelegte Regeln ändern zudem Ausstrahlung und du wirst mehr Autorität entwickeln.

Wie bereits angesprochen, solltest du Regeln und Erwartungen klar und deutlich formulieren und diese dann auch konsequent unterbinden. Inkonsequenz ist eine der größten Störfaktoren für deine Autorität!

Als Refi wechselst du immer mal wieder die „Seiten“, denn im Seminar bist du „Schüler*in“ in deinem Unterricht bist du aber die Lehrkraft. Das bedeutet, dass du dich in deinem Unterricht umstellen musst, denn dort du darfst und sollst auch eigenständig handeln und entscheiden. Trau dich im Unterricht, deine eigenen Entscheidungen über Konsequenzen zu treffen und diese (relativ zeitnah) umzusetzen.

Verlasse die „Schülerrolle“ – du bist jetzt Lehrer*in!

Um nicht ganz so „spontan“ handeln zu müssen, kannst du dir bereits vorher Konsequenzen für bestimmte Verhaltensweisen überlegen bzw. auch mit deiner Betreuungslehrkraft besprechen. Das Wissen um mögliche Konsequenzen und um die eigene Handlungsfähigkeit machen dich sicherer und das bringt dir natürliche Autorität.

Wie bereits mehrfach erwähnt, solltest du Ziele und Regeln festlegen und dann konsequent umsetzen. Als Refi im ersten Jahr kannst du dich allerdings ein wenig entlasten und dich auf bereits vorhandene Klassenregeln „stützen“. Out-Sourcing bedeutet hier also, dass du nicht selbst Entscheidungen über Regeln und Konsequenzen treffen musst, sondern einfach die jeweiligen Klassenregeln und -konsequenzen übernimmst.

Der Vorteil von Out-Sourcing ist, dass du dich nicht auf Diskussionen mit deinen Schüler*innen einlassen musst. Du kannst nämlich immer erklären, dass die Klassenregeln auch in deinem Unterricht gelten und umgesetzt werden. Dies reduziert gerade am Anfang belastende Gedanken über Regeln und Konsequenzen.

Manchmal kann auch ein Belohnungssystem helfen, um von den Schüler*innen mehr als Autoritätsperson anerkannt zu werden. Belohnungssysteme sind natürlich immer „Typsache“, wenn dies nicht dein Stil ist, dann führe keines ein (hier sind wir wieder bei der Authentizität).

Belohnungssysteme können individuell, für bestimmte Gruppen/Tische oder für die Klasse insgesamt gelten. Du kannst Belohnungssysteme natürlich selbst entwickeln, aber oft gibt es auch hier die Möglichkeit, das System der jeweiligen Klassenleitung zu übernehmen. Auch hier kannst du wieder „out-sourcen“ und damit Stress für dich und Diskussionen mit den Schüler*innen vermeiden.

Stell dir vor, ein Kind in deiner Klasse wirft Müll auf den Boden, anstatt in den Papierkorb. Du forderst das Kind auf, denn Müll richtig zu entsorgen, doch es weigert sich und fängt an, mit dir zu diskutieren.

Auf diese Diskussion steigst du jedoch gar nicht weiter ein. Das Einzige, was du tust ist, deine Forderung „Ich möchte, dass du deinen Müll jetzt richtig entsorgst!“ immer zu wiederholen. Also jedes Mal, wenn das Kind sich weiter weigert oder diskutieren möchte, wiederholst du diesen einen Satz (oder eine etwas umformulierte, ähnliche Version davon).

Dieses Wiederholen einer Forderung nennt man auch „kaputte Schallplatte“ :). Diese Methode hilft zu Vermeiden, auf Diskussionen der Kinder einzugehen und so oft wertvolle Lernzeit zu verlieren. Probier es einfach einmal aus.

Die Voraussetzung dafür ist natürlich, dass du deine Forderungen klar und unmissverständlich formulierst (Ein Beispiel von mir: Ich habe einmal zu einer Schülerin gesagt, dass sie ihren Müll bitte wegwerfen soll. Sie hat den Müll daraufhin genommen und ihn auf den Boden geworfen. Bei meinem Gespräch mit der Klassenlehrerin ist dann aufgekommen, dass die Schülerin genau das getan hat, was ich wortwörtlich gesagt habe :D. Sie hat den Müll „weggeworfen“.)

Als Referendar*in hat man oft ziemlich viel Stress, sodass das eigene Wohlbefinden manchmal zu kurz kommt. Gönne dir daher täglich wenigstens ein paar Minuten und höre auf dich selbst: Wie fühlst du dich gerade? Gab es eine belastende Situation in der Schule? Warum war die Situation belastend? Kann ich mein Unwohlsein auflösen? Schaffe ich das alleine oder kann mir jemand dabei helfen?

Diese und weitere Fragen kannst du dir selbst stellen, um den Tag zu reflektieren, zur Ruhe zu kommen und unterbewusstes Unwohlsein zu lösen.

Und denke daran: Niemand ist perfekt und das verlangt auch keiner von dir! Fehler, gerade am Anfang deiner Zeit als Lehrkraft, sind vollkommen normal!

Die Prävention von Unterrichtsstörungen kann natürlich direkt und indirekt bei der Entwicklung einer natürlichen Autorität helfen. Zu diesem Thema haben wir einen eigenen Beitrag geschrieben:

Natürlich ist jeder Mensch anders – und so erlebt auch jeder Refi seinen Einstieg in das Schulleben anders. Wenn du also noch weitere Tipps hast, die dir geholfen haben und auch anderen helfen könnten, dann schreibe diese gerne in die Kommentare :).

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