Männer in der Grundschule
Interview mit einem Grundschulstudenten
Leider sind Männer in der Grundschule heute nur selten zu finden. Wir haben einen männlichen Grundschullehramtsstudenten zu dem Thema befragt, da uns seine Meinung dazu interessiert hat. Wir fragten uns, wie er die Situation als Mann empfindet und was er zum „Männermangel“ denkt.
Wir hoffen, dass sich durch das Interview sowohl Frauen als auch Männer angesprochen fühlen, männliche Kollegen zu bestärken, denn sie sind eine Bereicherung für unseren Beruf! Wir möchte einen kleinen Beitrag dazuleisten, dass sich die stereotype Denkweise etwas mehr auflöst und sich mehr Männer für den schönen Beruf entscheiden!
Interview zum Thema „Männer in der Grundschule“
Bitte stelle dich kurz vor
Ich studiere im 9. Semester an der LMU-München Lehramt für Grundschulen mit schulpsychologischem Schwerpunkt. Meine Didaktikfächer sind Mathe, Deutsch und Sport. Das Referendariat werde ich voraussichtlich 2023 beginnen.
Wie bist du auf die Idee gekommen, Grundschullehramt zu studieren?
Ich habe nach meinem Realschulabschluss das Abitur im sozialen Zweig auf der FOS gemacht und dort in den Praktika, die man in der 11. Klasse für mehrere Wochen macht, eines im Kindergarten und eines in einer Förderschule abgeleistet. Schon vorher habe ich gewusst, dass ich gerne mit Kindern arbeite, aber die Praktika haben diesen Eindruck nochmal verstärkt. Zudem ist meine Mutter Grundschullehrerin, wodurch ich nebenbei schon immer einiges über diesen Beruf erfahren habe.
Woran glaubst du liegt es, dass so wenig Männer Grundschullehrer werden wollen?
Ich vermute, dass in den Köpfen einiger Menschen noch das Stereotyp der typischen Grundschullehrerin vorherrscht (es gibt nur knapp 15% Männer an Grundschulen). Von dieser gesellschaftlichen Einstellung lassen sich glaube ich viele Männer abschrecken. Häufig wird vergessen, dass dieser Beruf sehr viel mehr mit sich bringt als das Malen schöner Tafelbilder oder basteln von Klassenraumdeko.
Zudem kommt dazu, dass noch häufig der Glaube vorherrscht, der Mann müsste die Familie ernähren. Hier ist das Problem, dass man als Grundschullehrkraft schlechter bezahlt wird als z.B. eine Gymnasiallehrkraft. Auch das macht den Beruf vermutlich für einige Männer unattraktiv, da man sich dann lieber für die besser vergüteten Schularten entscheidet.
Was müsste sich deiner Meinung nach ändern, damit es wieder mehr Grundschullehrer gibt?
Ein wichtiger Schritt (nicht nur in Bezug auf Männerknappheit) wäre die Anpassung des Gehalts und wie oben bereits erwähnt ein generelles Umdenken der Gesellschaft bezogen auf Geschlechterstereotype.
Ist es ein besonderes Gefühl, als Mann in der Grundschule zu sein?
Nein, für mich ist es kein besonderes Gefühl.
Gibt es spezielle Reaktionen (von KollegInnen, KommilitonInnen, Eltern, Kindern, Freunde und Familie) darauf, dass du als Mann GS-Lehramt studierst, oder wenn du in der Schule bist (z.B. im Praktikum)?
In meinem Umfeld habe ich durchweg positive Reaktionen auf mein Studium/meinen Berufswunsch bekommen. Wenn ich neue Leute kennen lerne, reagieren sie zunächst manchmal überrascht. Von guten Freunden muss ich mir das ein oder andere Mal einen lustig gemeinten Spruch gefallen lassen. Das macht mir aber nichts aus, weil ich weiß, dass es nicht ernst gemeint ist.
In den diversen Praktika die ich gemacht habe – egal ob Kindergarten oder Schule – wurde ich durchweg sehr gut aufgenommen und die überwiegend weiblichen Mitarbeiter haben immer speziell angesprochen, wie sehr sie sich darüber freuen und wie wichtig sie es finden, dass auch Männer diesen Beruf ausüben möchten.
„Männer haben eine größere natürliche Autorität!“ – Was sagst du zu dieser Aussage?
Diese Aussage trifft höchstens für die ersten 10 Minuten zu. Kinder probieren, genau wie bei Frauen, am Anfang aus, wie weit sie bei einer Person gehen können. Wenn man nicht konsequent ist, bringen einem auch eine möglicherweise größere Körpergröße oder eine tiefere Stimme nicht viel. Durch diesen vermeintlichen anfänglichen Autoritätsvorsprung fällt es Männern aber möglicherweise leichter, diesen „Autoritätsschwung“ auch in Zukunft mitzunehmen.