Das hilft dir wirklich im Ref!

Gerade für den Start in dein Referendariat gibt es unzählige Listen und Tipps, die dir das Leben erleichtern sollen. Die habe ich vor dem Beginn des Refs natürlich auch alle gelesen und sie haben mir sicherlich auch geholfen. Trotzdem gab es einige Sachen, die nirgends standen und die ich gerne vorher gewusst hätte.

Der erste und ALLERWICHTIGSTE Tipp ist: Du bist Anfänger oder Anfängerin. Es ist völlig okay, wenn du etwas noch nicht kannst!

Diese Einstellung habe ich mir leider erst sehr spät im ersten Jahr des Referendariats zugelegt, aber ich hätte mir sehr viel Panik und schlaflose Nächte erspart, wenn ich früher schon so gedacht hätte. Wie die meisten von uns, wollte auch ich immer alles richtig machen. Ja keine Fehler machen! Aber das ist nahezu unmöglich im Ref, denn auch als Lehrkraft mit super viel Erfahrung macht man noch Fehler und das ist vollkommen ok, denn wir sind Menschen!

Was ich damit sagen will ist: Nimm es gelassen, wenn deine Stunden nicht die schönsten, besten und durchdachtesten sind. Du hast dein gesamtes Berufsleben noch Zeit, alles nach und nach zu optimieren. Schritt für Schritt. Es ist okay, dass es nicht perfekt ist!

Zu Beginn des Refs folgt in Bayern relativ schnell der erste Unterrichtsbesuch, also habe ich sofort mit Stoff und Methoden begonnen, damit die Kinder bis dahin auch ja alles drauf haben. Dabei habe ich jedoch die Kinder total aus dem Blick verloren. Daher der Tipp: Nimm dir viiiiiel Zeit für Beziehungsarbeit (diesen Tipp habe ich in der dritten Woche von einer jungen Kollegin bekommen und er war goldwert!!!). Lerne die Kinder kennen und höre ihnen zu. Frage nach, wenn sie etwas erzählen. Überlege dir genau, was du den Kindern erzählen magst und mach z.B. daraus ein kleines Spielchen (bringe Gegenstände von dir mit; Erzähle jeden Tag etwas neues von dir als Ritual o.ä.).

Ein echter Gamechanger war, als ich gemerkt habe, dass ich auf die Bedürfnisse der Kinder achten muss. Sind die Kinder unruhig geworden habe ich sie gefragt, was sie brauchen, um wieder ruhig arbeiten zu können. Meistens kam entweder ruhige Musik oder Bewegung o.ä. Also haben wir eine Fantasiereise gemacht oder ein kurzes Bewegungsspielchen. Das stärkt nicht nur die Beziehung zu der Klasse, sondern auch die Lernatmosphäre. Zudem merken die Kinder, dass du sie ernst nimmst, sie respektierst, ihnen zuhörst. Das stärkt deine Beziehung unheimlich gut.

Die Beziehung ist nicht nur generell für das Lernen und die Atmosphäre wichtig. Im Ref hat man eben zusätzlich diese Unterrichtsbesuche und egal, wie gut und strukturiert du deine Stunde geplant hast. Sie funktioniert erst dann reibungslos, wenn du eine gute Beziehung zu den Kindern aufgebaut hast!

Den dritten Tipp habe ich damals von einer anderen Referendarin bekommen. Im Referendariat musst du so viele Sachen und Dinge abseits des Unterrichtens erledigen, dass du dir selbst einiges erleichtern musst, um das Arbeitspensum überhaupt zu schaffen. Nutze deshalb die Lehrwerke und arbeite damit. Es ist sicherlich nicht alles ideal, aber wie schon oben gesagt, du hast noch dein ganzes Berufsleben Zeit, um das zu optimieren. Arbeite mit den Lehrwerken und mit den Lehrerhandbüchern (hier stehen Sequenzen, Jahrespläne und Stundenabläufe drin!!!). So sparst du Zeit und Geld. Und ob die Kinder einen Unterrichtsinhalt gut lernen oder nicht hängt weniger von schönen Arbeitsblättern oder buntem Material ab, sondern vielmehr von einem klaren, übersichtlichen Stundenverlauf und verständlichen Erklärungen sowie ausreichend individuelle Übungszeit.

Auch meinen nächsten Tipp habe ich erst nach einiger Zeit selbst gemerkt. Und zwar: Weniger ist mehr! Nutze lieber weniger Methoden, dafür diese immer wieder. Nutze lieber weniger Material, dafür klares und strukturiertes. Denke daran, dass die Kinder einen Unterrichtsinhalt erlernen sollen. Methoden und Materialien sind hier nicht im Fokus, sondern nur Mittel zum Zweck. Verliere den Fokus also nicht aus den Augen, sonst tun es die Kinder auch. Dann hast du zwar am Ende schöne Materialien und tolle Arbeitsblätter im Schnellhefter, die Kinder haben dabei jedoch wenig gelernt (Glaube mir, ich habe diesen Fehler bereits gemacht!). Es gibt auch Unterrichtsinhalte, die lernen Kinder ganz ohne Arbeitsblätter und Co. (Den Kindern hat übrigens die Stunde am besten gefallen, in der wir verschiedene Werbevideos nach ihren Eigenschaften untersucht haben. Nur mit dem Ipad, ganz ohne Arbeitsblatt. Die gefundenen Aspekte kannten sie Monate später noch!). Überlege also genau, welche Methoden und Materialien du WIRKLICH brauchst und welche du nur einsetzen möchtest, weil du sie schön findest!

Instagram und Materialplattformen sind toll, jedoch liegt hier der Fokus teilweise nicht auf dem zu erlernenden Inhalt, sondern eher auf den Materialien selbst. Trotzdem suggerieren uns diese Plattformen indirekt, dass wir unbedingt dieses und jenes Material brauchen, damit die Stunde toll wird. Ganz klar: Nein! Material ist Mittel zum Zweck und dabei gilt: Weniger ist mehr!

Es gibt noch viele, viele weitere Tipps, die dir den Einstieg in das Berufsleben als Lehrkraft erleichtern. Diese sind für mich jedoch die wichtigsten, an die man sich immer wieder selbst erinnern sollte.

Ich hoffe, die Tipps helfen dir auch!

Eure Hannah

2 Kommentare

  • Katha

    Liebe Hannah,
    als ich den Titel deines Beitrags bei Grundschulblogs sah, dachte ich erst „Warum will sie es denn jetzt besser wissen, wenn es schon so viele Listen gibt?“. Nach dem Lesen freue ich mich, dass du so ganz andere Tipps formulierst, die mir größtenteils aus dem Herzen sprechen bzw. sich sehr mit dem decken, was ich als Ausbilderin meinen LAA immer wieder sage.
    Deshalb: Vielen Dank für diesen Beitrag!
    Katha

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