Lesebuffet

Lesebuffet

Individuelle Förderung der Lesefertigkeit, -fähigkeit, -motivation und -interesse mithilfe verschiedener Angebote.

Inhalt:

  1. Konzept
  2. Lesetandem
  3. Leserätsel
  4. Lesetexte
  5. Bücher
  6. Lesecafè
  7. Lesetests
  8. Download des Materials

Auf die Idee für unser Lesebuffet sind wir gekommen, als wir uns wieder einmal einschlägige Studien zur Leseförderung durchgelesen haben. Demnach haben Kinder in der Grundschule Vorlieben für unterschiedliche Texte und Themen. Manche Kinder lesen zum Beispiel gerne Sachtexte, während andere Tiergeschichten bevorzugen.

Das Berücksichtigen der Interessen und der Lebenswelt der Kinder sowie das Ermöglichen von Wahlfreiheiten beim Lesen, kann die Lesemotivation steigern. Deshalb führen wird jetzt nach und nach das Lesebuffet ein.

Das Lesebuffet bietet mehrere Vorteile:

  • Es bietet unterschiedliche Leseformen (manche Kinder lesen lieber für sich alleine, manche reden gerne anschließend über die Texte,…)
  • Es ermöglicht Autonomieempfinden.
  • Es stellt unterschiedliche Themen zur Verfügung.
  • Es fördert Lesen in unterschiedlichen Aspekten.
  • Es bietet die Möglichkeit der sozialen Eingebundenheit.
  • Es bietet die Möglichkeit, individuell Vorwissen anzueignen.

Das Lesebuffet ist also ähnlich einer Lerntheke. Die Kinder können während der freien Lesezeit aus verschiedenen Angeboten an Lesetexten und Leseformen (Buch, Text, Rätsel usw.) mit unterschiedlichen Themen wählen. Diese Lesezeit findet mindestens einmal in der Woche regelmäßig statt. Am Ende der Lesezeit füllen die Kinder das Lesetagebuch aus.

Die Kinder können sich also zu Beginn der Lesezeit für eine der Möglichkeiten entscheiden (natürlich müssen nicht alle 6 hier aufgeführten Stationen enthalten sein).

Aber: Wir teilen teilweise die Kinder gezielt zu Stationen zu. Dies ist dann sinnvoll, wenn ein Kind in einem Bereich gezielt gefördert werden soll. Dafür haben wir die Symbole jeder Station als kleine Kreise vorbereitet, die wir bestimmten (oder allen) Kindern am Anfang der Lesezeit geben. So wissen die Kinder, mit welcher der Möglichkeiten sie heute arbeiten.

Tipp: Vor allem im Sachunterricht spielt das Vorwissen eine große Rolle, denn Kinder mit Vorwissen lernen Themen leichter und können diese auch besser erinnern. Um allen Kinder Vorwissen zu einem SU-Thema zu ermöglichen, können in das Lesebuffet einfach zum nächsten SU-Thema passende Texte bereitgestellt werden. So eignen sich die Kinder indirekt Vorwissen für den Sachunterricht oder andere Fächer an.

Angebot 1: Lesetandem (Erklärung dafür s.u.)

Warum?

  • Förderung auf basaler Ebene, also Dekodieren, Betonen, Lesegeschwindigkeit und Lesegenauigkeit
  • Sozialkompetenz (Empathie, Feedback, Rücksicht nehmen…)
  • Lesemotivation durch soziale Eingebundenheit und Kompetenzerleben

Material?

  • Texte mit verschiedenen Genres und Themen
  • Unterschiedliche Niveaustufen

Woher?

  • Selbst schreiben
  • Aus Schulbüchern, Arbeitsheften kopieren

Ablauf?

  • SuS suchen sich Text/Lehrkraft teilt Text zu
  • Lesetandem
  • Eintrag in das Lesetagebuch (Wie habe ich mich gefühlt? Konnte ich den Text gut lesen? War er zu leicht/zu schwer?–> eigene Leistung einschätzen)

DIE METHODE: Bei dem Lesetandem lesen zwei Kinder gemeinsam einen Text. Dabei ist ein Kind der Lesetrainer, das andere der Lesesportler. Der Lesekompetenzunterschied zwischen Trainer und Sportler sollte dabei nicht zu groß sein, um negative Erfahrungen auf beiden Seiten zu minimieren.

Trainer und Sportler lesen zunächst synchron den Text. Dabei fährt der Trainer mit dem Finger unter dem Text entlang und passt sich dem Tempo des Sportlers an. Der Sportler kann dem Trainer jederzeit ein vereinbartes Zeichen geben, dass er alleine lesen möchte. Der Trainer beobachtet nun und verbessert gegebenenfalls. Jedoch sollte der Sportler immer zunächst die Möglichkeit bekommen, sich selbst zu verbessern.

Wichtig: Eine positive Fehlerkultur ist hier essenziell. Der Sportler soll sich bei einem Fehler nicht gedemütigt fühlen oder gar Angst davor haben! Außerdem sollte jeder einmal Trainer, einmal Sportler sein, um beiden Kindern Kompetenzerleben zu ermöglichen.

Angebot 2: Leserätsel (Texte, zu denen anschließend Fragen beantwortet werden)

Warum?

  • Lesegenauigkeit
  • sinnerfassendes Lesen
  • Motivationscharakter

Material?

  • Texte mit verschiedenen Genres und Themen
  • Unterschiedliche Niveaustufen
  • Unterschiedliche Fragenformate (offene Fragen, Ankreuzen, Malen,…)
  • Texte mit Stolperwörtern
  • Rätseltexte
  • usw.

Woher?

  • Selbst schreiben
  • Aus Schulbüchern, Arbeitsheften kopieren
  • Viele solcher Texte findest du auch auf anderen Grundschulblogs 🙂

Tipp: Wir legen solche Texte immer in Plastikhüllen. So können die Kinder die Fragen mit wasserlöslichen Folienstiften beantworten und man spart Papier.

Angebot 3: Lesetexte (Texte, Artikel, Kurzgeschichten, o.ä.)

Warum?

  • Allgemeine Lesestrategien (da hier Lesetagebuch ausgefüllt wird!)
  • Lesemotivation
  • Indirekte Bildung von Vorwissen
  • für stärkere Leser/innen (gute basale Lesefertigkeiten)

Material?

  • Texte mit verschiedenen Genres und Themen
  • Unterschiedliche Niveaustufen

Woher?

  • Selbst schreiben
  • Aus Schulbüchern, Arbeitsheften kopieren
  • Aus Kinderzeitschriften
  • Aus Internetseiten für Kinder: z.B. Geolino, Planet Wissen, Kindernetz

Ablauf?

  • SuS suchen sich Text/Lehrkraft teilt Text zu
  • Eintrag in das Lesetagebuch (Schlüsselwörter im Text, kurze Zusammenfassung schreiben,…)

Angebot 4: Bücher

Warum?

  • Lesemotivation für stärkere LeserInnen („Lesehunger“ gerecht werden)
  • Lesemotivation für schwächere LeseInnen („Ich habe ein Buch gelesen :)“)
  • Förderung des lesebezogenen Selbstkonzepts
  • Allgemeine Lesestrategien (Lesetagebuch!)

Material?

  • Bücher in verschiedenen Niveaustufen
  • Verschiedene Genres und Themen
  • Lesezeichen (zum Merken bis zur nächsten Lesezeit)

Woher?

  • (Schul-) Bücherei
  • Bücherbusse oder andere Angebote von extern

Angebot 5: Lesecafè

Warum?

  • Förderung sinnerfassenden Lesens
  • Förderung des lesebezogenen Selbstkonzepts aufgrund der Anschlusskommunikation
  • Lesemotivation zur soziale Eingebundenheit und Teilhabe
  • Lesemotivation durch Kompetenzerleben
  • Förderung Sozialkompetenz (andere zu Wort kommen lassen, Rücksicht nehmen,…)
  • Förderung Kommunikationsfähigkeit (Diskutieren, Meinungen austauschen, Texte wiedergeben,…)

Material?

  • Texte mit ähnlichen, am besten aktuellen Themen (z.B. Texte aus verschiedenen Quellen zu einem Thema, wie Politik, Weltgeschehen, Feste/Feiern, Persönlichkeiten…)
  • Variante: Texte mit ähnlichen Themen, (z.B. verschiedene Dinosaurier, Reptilien o.ä.)
  • Bereitstellen eines (mehrere) Gruppentisches mit ca. 3-4 Plätzen
  • Reflexionsfragen/Diskussionsfragen, passend zum Thema
  • Texte unterschiedlicher Niveaustufen
  • Eventuell Placemat

Woher?

Ablauf?

  • SuS suchen sich Text/Lehrkraft teilt Text zu
  • Alle Kinder lesen ihren Text alleine (evtl. wichtige Stellen markieren, herausschreiben o.ä.)
  • Dann treffen sich die Kinder an einem Gruppentisch
  • Möglichkeit 1: Diskussions-/ Reflexionsfragen geben; SuS diskutieren über das Thema
  • Bei Variante mit den Tieren: Gegenseitig Tiere vorstellen, dann Frage dazu (z.B. Welches Tier findest du am interessantesten?)
  • Möglichkeit 2: Eine Diskussions-/Reflexionsfrage: Kinder tragen ihre Antwort jeweils in das Placemat ein; anschließend in einer Diskussion auf eine Antwort einigen (in Mitte eintragen)
  • Tipp: Die Kinder können hier auch Kritik an den Texten üben/das Format der Texte reflektieren (Welcher Text war leicht zu lesen? Begründe.; Sind Bilder hilfreich für das Verständnis? usw.)

Du siehst schon, für das Lesecafè gibt es nicht DIE Vorgehensweise, sondern es gibt viele Möglichkeiten zur Durchführung. Wir führen das Lesecafè teilweise auch mit der ganzen Klasse durch (mehrere Gruppentische!), denn von der Anschlusskommunikation profitieren alle Kinder.

Angebot 6: Lesetests

Warum?

  • Förderung auf basaler Ebene, also Dekodieren, Lesegeschwindigkeit und Lesegenauigkeit
  • –> sinnerfassendes Lesen klappt erst ab einer angemessenen Lesegeschwindigkeit. Daher diese Fördermethode vor allem für schwächere LeserInnen geeignet!
  • Sozialkompetenz (gemeinsames Arbeiten)
  • Lesemotivation durch „Wettbewerb“ –> Wichtig: Wettbewerb gegen sich selbst!
  • Vorher Regeln vereinbaren: Kein Wettbewerb zwischen den Schülern; kein Auslachen oder Vergleichen der Leistungen; die Ergebnisse des anderen Kindes werden nicht in der Klasse „ausgetratscht“

Material?

  • Wörterliste mit z.B. Grundwortschatz, Lernwörter, o.ä. (Wörter von leicht nach schwer sortieren)
  • Karten mit Zungenbrechern (jeweils 1 Zungenbrecher pro Karte)
  • Karten mit Quatschwörtern (Empfehlung: Din A6 Größe)
  • Karten mit Kurztexten
  • Sanduhr/Stoppuhr/Tablet…
  • Lesetagebuch oder extra Lesetest-Tagebuch

Woher?

  • Selbst schreiben
  • Falls vorhanden: standardisierte Schnelllesetests

Ablauf?

  • SuS arbeiten zu zweit
  • SuS suchen sich ihre bevorzugte Kartei/Liste/Kurztexte
  • Bestenfalls sucht sich jedes Kind eine andere Kartei/andere Liste, damit es gar nicht erst zu einem direkten Vergleich kommen kann
  • 1 Kind liest, das andere stoppt die Zeit und achtet auf Fehler (genauer s.o.)
  • Eintragen der Ergebnisse in ein Tagebuch (für Vergleiche in darauffolgenden Tests)

Ablauf Test mit Wörterliste (v.a. für schwächere LeserInnen):

Hier geht es vor allem um die Anzahl an Wörtern, die in einer Minute richtig gelesen werden. Am Ende der dritten Klasse können das bereits 100 Wörter sein, das variiert aber je nach Klassenstufe und Leistung!

Die Sanduhr (bestenfalls 1 Minute) wird umgedreht und das Kind beginnt zu lesen.

Eines der Kinder liest die Liste vor, das andere Kind hat ebenfalls ein Exemplar der Liste und liest mit. Es achtet auf Fehler und markiert diese. Das lesende Kind wird aber nicht gestoppt, die Fehler werden erst nach Ablauf der Sanduhr besprochen. Wenn die Sanduhr durchgelaufen ist wird gestoppt und unter das zuletzt gelesene Wort ein Strich gezogen.

Für jedes richtig gelesene Wort wird nun 1 Punkt gezählt. Die Anzahl der Wörter kann man dann in ein Tagebuch eintragen. Dann wird getauscht und das andere Kind macht seinen ausgewählten Test. In der nächsten Lesezeit wiederholen beide Kinder ihre Tests und vergleichen die Ergebnisse mit den vorherigen (Natürlich kann der Test auch innerhalb der Lesezeit wiederholt werden).

Ablauf Tests mit Kartei (Zungenbrecher, Sätze, Kurztexte…) (v.a. stärkere, aber unmotivierte LeserInnen–>Motivation steht hier im Vordergrund)

Variante 1: Ablauf wie bei dem Test mit der Wörterliste. Die Anzahl der richtigen Sätze/Zungenbrecher in einer bestimmten Zeit wird gezählt.

Variante 2: Hier wird eine Stoppuhr benötigt. Zunächst liest das Kind eine Karte mit einem Satz/Zungenbrecher langsam vor, ohne die Zeit zu stoppen. Anschließend wird die Zeit gestoppt und das zweite Kind achtet auf Fehler. Das lesende Kind kann nun den Test mit dieser einen Karte mehrfach wiederholen und versuchen, sich zu steigern.

Bei dieser Variante steht die Motivation im Vordergrund, die durch den Wettbewerbscharakter entsteht. Aber auch dadurch, dass das Kind die Steigerung seiner Lesegeschwindigkeit innerhalb weniger Minuten beobachten kann.

Lesebuffet Schilder (passend für die üblichen Rahmen)

Tafelkarten zur Visualisierung der Sozialform und des benötigten Materials

(Die Rechtschreibfehler im Material sind behoben :))

Einteilungskärtchen zur Zuordnung der SuS zu den Stationen

Viel Spaß mit dem Material 🙂

(Verwendete Cliparts in der Überschrift: Educlips)

Eure Hannah

16 Kommentare

  • Andrea Meissner-Kusch

    Wir wollen das Lesen, forschen, kreative Schreinen u.a. in unsere Lernzeit im Ganztag installieren. Dafür ist eure Leseidee perfekt!
    Gleich nach den Ferien geht’s los! Vielen Dank!

      • Ruth

        Hallo zusammen,

        ihr habt ganz tolle Ideen und ich stöbere gerne auf eurer Seite. Auch die Idee mit dem Lesebuffet finde ich klasse.

        Könntet ihr noch genauer erklären, wie das Lesetagebuch gestaltet ist?
        Ich überlege wie das in meiner 2. Klasse ablaufen könnte.

        Herzlichen Dank
        Ruth

        • Hannah Kretzschmar

          Bei mir sieht es aktuell so aus, dass die Kinder sich auf der ersten Seite ein Leseziel vornehmen (hierfür besprechen wir natürlich zuvor, wie dieses Ziel aussehen kann, z.B. flüssicher lesen, schneller lesen, genauer lesen o.ä.). Danach sind alle Seiten gleich aufgebaut. Auf jeder Seite tragen die Kinder oben das Datum ein und darunter sind tabellarisch die Zeichen für die verschiedenen Stationen aufgelistet. Mithilfe der daneben abgebildeten Pflanzen-Symbolen (siehe Grwoth Mindset Symbole) reflektieren die Kinder die gerade bearbeitet Station. Entweder bearbeiten sie beim nächsten Mal diese Station weiter solange, bis sie Erfolge erzielen (meist wiederholen sie es dafür höchstens 2 mal) oder sie machen beim nächsten Mal direkt die nächste Station. Für das schnelle LEsen gibt es 3 freie Kästchen. Darin tragen die Kinder die Zeit ein, die sie für das Lesen gebraucht haben. So sehen sie ihren Fortschritt direkt auf einen Blick. Am Ende einer längeren Übungsperiode (circa 1 – 2 Monate) reflektieren die Kinder die Erreichung ihres Leseziels. Das Lesetagebuch werde ich aber bald auch zeigen.
          Liebe Grüße 🙂

      • Chantal

        Wow, wie genial! So durchdacht. Ich habe den Beitrag per Zufall auf Pinterest entdeckt und werde mich gleich noch etwas auf der Webseite umsehen! Danke für die Arbeit ♥️ Ich habe wieder neue Ideen und freue mich, Einiges umsetzen zu können.

  • Lola

    Was für eine super tolle Idee! Schon nachdem ich nur 10% des Blogeintrags gelesen habe, dachte ich WOW! Wie kreativ und weitsichtig du mit dem Thema umgehst und was für eine motivierende Idee das doch ist! Die Kinder können sich wirklich glücklich schätzen, so eine inspieriende Lehrkraft zu haben 🙂
    Dank Pinterest bin ich auf den Blog gekommen und bin schon ganz gespannt, was ich hier noch so finde!
    Ich wünsche dir einen schönen Sonntag<3

  • Uta Völker

    Ich bin durch Pinterest auf das Konzept für das Lesebuffet gestoßen. Das ist wirklich eine tolle Idee. Obwohl ich keine Grundschullehrerin bin, werde ich ein paar Ideen für meine jüngeren Schüler übernehmen. Das Lesecafé kannte ich schon und habe das in der 9. und 10 Klasse in abgewandelter Form angewandt. Meine Schüler bekommen dann immer eine Einladungskarte, bringen sich an diesem Tag eine Tasse mit und wir kochen uns Tee. Außerdem backe ich einen Kuchen in Buchform, schließlich gibt es im Café auch Kuchen.

    • Hannah Kretzschmar

      Liebe Uta, vielen Dank! Deine Idee, es tatsächlich als „Café“ mit Einladungen, Tee und Kuchen zu gestalten ist super! Das werden wir uns für einen besonderen Lesecafé-Tag merken und übernehmen. Vielen Dank für deinen Input 🙂

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